Wir treffen uns im Naturhistorischen Museum Basel, Augustinergasse 2, 4051 Basel, 20.00 Uhr, Zugang über den Haupteingang des Museums.
Auch Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen.
Armin Coray, Naturhistorisches Museum Basel
Die Blauflügelige Ödlandschrecke – Tier des Jahres 2023
Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) ist, als eine der einheimischen Buntschrecken, schon lange aus unserer Region bekannt. Bereits in einem sogenannten "Gessner-Platter-Alben" (ende 16. / Anfang 17. Jh.) finden sich erste Abbildungen, mutmasslich nach Basler Exemplaren - sie ist auch heute noch in unserer Stadt verbreitet.
Im vorliegenden Vortrag werden die besonderen taxonomischen Kennzeichen von Oedipoda caerulescens vorgestellt, und es wird auf ihrer Biologie und Ökologie eingegangen. Als geophile Art ist sie ausgezeichnet an unterschiedliche Substrate angepasst. Erst beim Auffliegen zeigt sie uns ihre attraktiven cyanblauen, von einem schwarzen Band gesäumten Hinterflügel. Gerade wegen ihres reichhaltigen Repertoires an Verhaltensmustern ist sie immer wieder ein lohnender Gegenstand der Beobachtung.
Daniel Burckhardt, Naturhistorisches Museum, Basel & Yi-Chang Liao, Department of Entomology, University of California, Riverside
Biotremologie bei Blattflöhen: verborgene Kommunikation und faszinierende Klangwelt
Wie andere Insekten kommunizieren auch Blattflöhe untereinander mittels akustischer Signale. Während diese bei Singzikaden für uns hörbare, durch die Luft übertragene "Gesänge" sind, handelt es sich bei denjenigen der Blattflöhe um substratübertragene Impulse (=Tremologie). Dank diesen Signalen können sich Geschlechtspartner finden und mit artgleichen Partnern kopulieren.
Verschiedene Muster dieser Signale werden in Bild und Ton vorgestellt und miteinander verglichen. Ebenso wird der Mechanismus der Erzeugung der Signale untersucht. Die akustischen Signale sind essenziell für die Aufrechterhaltung der Artgrenzen und eignen sich deshalb für die Erforschung der Systematik der Gruppe. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick zeigt, dass das Phänomen schon seit über 70 Jahren bekannt ist. Die wissenschaftliche Erforschung dieses Gebietes begann aber erst in den 1980-Jahren.
Generalversammlung
Siegfried Keller, Eschenz TG
Schlupfwespen
Schlupfwespen stellen den grössten Anteil an den rund 15'000 bekannten Arten von Wespen dar. Sie haben sich auf ein Leben als todbringende Parasitoide spezialisiert. Als solche sind sie wichtige Gegenspieler von Insekten und Spinnentieren. Damit spielen sie eine zentrale Rolle in der Regulierung ihrer Wirte, darin eingeschlossen Schädlinge in der Land- und Forstwirtschaft. Anhand einiger Beispiele wird gezeigt, was die Schlupfwespen zu den erfolgreichsten Insekten gemacht hat. Ihre spezielle Fortpflanzungsart, ihre hohe Anpassungsfähigkeit und nicht zuletzt ihre Symbiose mit Viren und Bakterien. Auch die Schönheit der Wespen und bisher nicht dokumentierte Verhaltensweisen sollen nicht zu kurz kommen.
Jean-Paul Reding, Corcelles NE
Wasserinsekten - ohne Wasser
Typische Wasserinsekten wie Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen (Plecoptera) und Köcherfliegen (Trichoptera), zusammen abgekürzt EPT, kann man sich nur schwer ohne Wasser vorstellen. Und doch sind viele Arten dieser Ordnungen, insbesondere unter den Köcher- und Steinfliegen, an trockenfallende Gewässer gebunden, und man findet jene auch nicht ausserhalb von solchen Biotopen. Die grosse Anzahl von EPT-Arten, die temporäre Gewässer besiedeln können, weist denn auch auf eine Vielzahl von Anpassungsstrategien an diese Bedingungen hin. Sie alle unter dem alleinigen Begriff "Austrocknungsfähigkeit" zusammenzufassen, ist nicht ganz korrekt, da die Austrocknung dieser aquatischen Biotope eine unabdingbare Voraussetzung überhaupt für das Vorkommen dieser Arten dort ist. Im Folgenden wird eine Übersicht über diese sehr speziellen Lebensräume sowie über die diversen, oft überraschenden Anpassungsstrategien seitens der EPT an jene geboten.
Daniel Berner, Universität Basel
Genetische Einblicke in die rapide Areal-Ausweitung des Karstweisslings (Pieris mannii)
Der Karstweissling Pieris mannii galt als nur lokal verbreiteter und primär mediterraner Schmetterling. Im Laufe von weniger als 20 Jahre hat sich die Art aber in ganz Mitteleuropa angesiedelt. In diesem Vortrag werden vom Referenten ökologische und genomische Daten kombiniert, die Licht auf die Ursachen und Prozesse hinter dieser eindrücklichen biologischen Invasion werfen.
Kurzvorträge
Sarah Müller, Naturhistorisches Museum Basel
Von Sammlungsarbeit bis Forschung: Die verborgene Welt der Darwin-Wespen im Fokus
Die Darwin-Wespen (Ichneumonidae) sind im Vergleich zu anderen Hymenopteren eine noch immer relativ wenig bekannte Insektenfamilie. Mit diesem Vortrag soll den Zuhörern diese spannende und vielfältige Gruppe nähergebracht werden. Es wird über ihre Biologie und Evolutionsgeschichte berichtet. Kleine Einblicke in die aktuelle Forschung der Ichneumoniden-Gruppe am Naturhistorischen Museum Basel ergänzen diesen allgemeinen Teil. Mit einem Exkurs in die Sammlungsarbeit wird das Ganze abgerundet.
Stefan Wartmann, Basel
Bericht über eine entomologische Exkursion in die Tatra
Der Gorce Nationalpark, ist ein Naturschutzgebiet in den Westkarpaten im südlichen Polen nahe der Grenze zur Slowakei. Ochotnica Gorna, die Bergstation der Abteilung für Entomologie der Universität Krakau, ist der Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Touren zu vielfältigen Habitaten: trockene und feuchte Wiesen, Nadelwälder, Buchenwälder, Bachläufe mit Weidenschlägen und Ufervegetation, Hochstaudenfluren bis zu Geröll- und Blockschutthalden, die eine reiche Flora und Fauna beheimaten. Die Vegetation und die Tierwelt ähneln im Wesentlichen denjenigen der Alpen, sind jedoch reich an endemischen Arten, die nur in bestimmten Karpatenregionen vorkommen.
Veronika Kissling, Olten
Entomologische Forensik - Denkansätze, Geschichte, praktische Aspekte
Forensik ist ein Sammelbegriff für wissenschaftliche und technische Arbeitsgebiete, in denen kriminelle Handlungen systematisch untersucht werden. Die forensische Entomologie ist ein Zweig der Forensik, bei der die Insektenkunde zur Aufklärung von Rechtsfällen, hauptsächlich von Tötungsdelikten, herangezogen wird. Unter anderem können aufgrund der Abfolge der Larvenstadien und der Besiedlung durch verschiedene Insektenarten, Hinweise auf die Leichenliegezeit, Todesursache und Todesumstände, gesammelt werden. Auch bei lebenden Lebewesen, Lebensmitteln und Gebäuden können Insekten, Rückschlüsse zu bestimmten Umständen bieten. Als Humanpräparatorin der Rechtsmedizin und Pathologie im Kantonsspital Aargau, ist die Referentin zuständig für die ganze Organisation rund um die Verstorbenen, im Wesentlichen um Identifikationen und Obduktionen. Neben allgemeinen Betrachtungen wird sie auch über Fälle berichten, bei denen die Anwesenheit von spezifischen Insekten hilfreiche Informationen liefern können. Auf einige dieser Insekten wird im Vortrag näher eingegangen.